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ICM-Talents auf Entdeckungstour: Was wir von internationalen Spitzenunis lernen können

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Die ICM-Talents sind weltweit unterwegs, um ihre wissenschaftlichen Projekte voranzutreiben und lernen dabei auch die Arbeitsweisen und Strukturen der international führenden Hochschulen kennen. An den Universitäten in Boston, Shanghai und Toronto erweitern sie ihre Perspektiven und erleben, wie die akademische Welt in anderen Ländern organisiert ist.

In der dritten Folge erzählen unsere Talents, was ihnen an ihrer Gastuniversität besonders gut gefällt und was sich das KIT oder die Universität Stuttgart von ihnen abschauen könnte. Ob Infrastruktur, Digitalisierung oder Forschungsangebote – es gibt viele spannende Impulse, über die sie heute berichten.

Dr. Marvin May-Massachusetts Institute of Technology (MIT), USA

"Das MIT ist nach dem Konzept eines Begegnungsraums entworfen, sodass alle Gebäude miteinander verbunden sind. Ich kann in maximal 15 Minuten jeden Kollegen erreichen. Das Besondere dabei ist, dass man nicht mal die Gebäude verlassen muss, denn alles ist miteinander verbunden und beim Übergang in ein neues Gebäude gibt es quasi eine Art Ortseingangsschild für das neue Gebäude, damit man grob weiß, wo man ist – das Namensschema ist aber kryptisch und auch wenn man die Nummer des Gebäudes weiß, heißt das am Anfang noch nicht das man auch nur im Entferntesten weiß wo man sich befindet. Den Menschen hier ist Zusammenarbeit wichtig und sie nehmen sich tatsächlich auch viel Zeit dafür. Das macht die Atmosphäre schon besonders. Ein witziges Beispiel dafür ist der 'Free Banana Room' am MIT – das ist einfach ein Raum, in dem sich alle Studierenden und Mitarbeitenden kostenlos Bananen holen können. Der Raum ist mehr als nur eine Snackstation. Er lädt zum Verweilen ein und bringt die Leute zusammen. Man kann sich dort hinsetzen, quatschen und nebenbei noch etwas Gesundes snacken – echt eine gute Alternative zum typischen Fastfood!

Der Fokus auf Zusammenarbeit hat aber auch zur Folge, dass einige mittelalte Gebäude die Lücken füllen, die nicht ins Gesamtbild passen und nicht anschaulicher sind als die an vielen deutschen Unis wie dem KIT. Wir können deshalb auch mit der Ausstattung bei uns daheim sehr zufrieden sein, dann auch hier am MIT kocht man nur mit Wasser. Was wir uns abschauen könnten: Hier gibt es überall Wasserspender, öffentlich und in jedem Gebäude. Das W-Lan ist signifikant schneller und wird angeblich alle paar Jahre erneuert, ein LAN-Kabel gibt es hier nur noch für Antike Geräte, Labormaterial oder dezidierte Rechner. Statt einer Studikarte gibt es eine App (es gibt auch die Karte noch als Original, hat nur niemand dabei), mit der wir sogar Durchgänge öffnen können. Die Bibliothek und Lernplätze sind immer gut ausgestattet und nicht überfüllt, auch das Büro ist großzügig bemessen. Es gibt ein riesiges Sportcenter, in dem die Studierenden einfach in Kurse kommen. Das wäre auch mal was für die deutschen Unis. Natürlich ist da noch der nette Fluss direkt am Campus und die Uni-eigenen Segelboote; das wäre auch cool am KIT bzw. in Deutschland."

Name/Institut: Dr. Marvin May - wbk Institut für Produktionstechnik, KIT
Forschungsthema: Al4NAPP - Artificial lntelligence für Nachhaltige Aggregierte Produktionsplanung
Gastinstitut: Department of Mechanical Engineering, Massachusetts Institute of Technology (MIT) - USA

Annika Bastian-Shanghai Jiao Tong University, China

"Es ist zwar die nicht-akademische Seite, aber ein Vorteil den ich aber sehr genieße: An der Jiao Tong Universität können Studierende und Forschende total einfach Teil des Sportprogramms werden. Niemand muss bei der Freischaltung der Anmeldung am Computer sitzen und darum bangen, ob er es dieses Jahr endlich in den Kletter-Kurs für Anfänger schafft. Ich kann im WeChat-Kanal die Posts der unterschiedlichen Sportgruppen sehen, erfahre, wann und wo trainiert wird, und komme einfach mit dazu. Natürlich gibt es für Teamsportarten eine Auswahl, aber wer es nicht schafft, ist nicht vom Training ausgeschlossen. Nach viel Sport oder an einem anstrengenden Arbeits- oder Lerntag hat man natürlich auch Hunger. An dem Punkt beeindruckt mich die SJTU so richtig. Allein der Minhang Campus hat neun Mensen mit bis zu 20 Restaurants pro Mensa. Die Kaffees hab ich nicht gezählt, mehr als 20 sind es auf jeden Fall. Die Auswahl an leckerem Essen ist somit einfach unschlagbar. Auf der akademischen Seite beeindrucken mich die Lern- und Arbeitsplätze. In den Bibliotheken stehen Arbeitsplätze mit modernen Bildschirmen und Rechnern bereit, die von Forschenden sowie Studierenden gerne genutzt werden. Wenn man einen Tapetenwechsel vom eigenen Arbeitsplatz benötigt, findet man unkompliziert eine Alternative. Für Kurzentschlossene gibt es Plätze ohne Buchungssystem. Wer lieber vorher plant, kann sich seinen Platz auch sichern."

Name/Institut: Annika Bastian - Institut für Produktentwicklung (IPEK), KIT

Forschungsthema: Entwicklung einer Unterstützung zur Stärkung positiver und Überwindung negativer Einflüsse kultureller Unterschiede auf das kreative Problemlösen in standortverteilten Produktentwicklungsteams
Gastinstitut: School of Mechanical Engineering, Shanghai Jiao Tong University - China

Eugen Ernst-University of Toronto, Kanada

"Die University of Toronto bietet erstklassige Büroräume, die eine angenehme Arbeitsatmosphäre schaffen. Die flexiblen Hot-Desks ermöglichen es jedem, flexibel zu arbeiten und fördern das offene Konzept des Instituts. Dadurch wird der Austausch mit Experten aus verschiedenen Fachbereichen erleichtert, einschließlich ethischer und regulatorischer Fragen rund um KI-Anwendungen – Themen, die ich bisher weniger in meine Arbeit einbezogen habe.

Für Doktoranden bietet das Institut den Vorteil, dass sie sich voll und ganz auf die Forschung konzentrieren können, da sie weniger in die Betreuung von Studierenden eingebunden sind. Besonders beeindruckt hat mich die enge Zusammenarbeit zwischen den Instituten und Industriepartnern, was an deutschen Universitäten eher eine Seltenheit ist. Hier ist es für Doktoranden normal, ein Forschungspraktikum bei einem Industrieunternehmen zu absolvieren und wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln. Toronto bietet dafür ideale Voraussetzungen, da zahlreiche renommierte Unternehmen wie Google und Nvidia hier ansässig sind.

Auch das Studium an der University of Toronto unterscheidet sich stark von dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin. Besonders schätze ich den starken Forschungsfokus, der bereits im Bachelor-Studium gesetzt wird. Die Universität bietet eine Vielzahl an Forschungsprojekten an, die sich intensiv mit aktuellen Fragestellungen befassen und so schon früh praktische Einblicke in die Forschung ermöglichen."

Name/Institut: Eugen Ernst - Institut für Automatisierungstechnik und Softwaresysteme (IAS), Universität Stuttgart
Forschungsthema: Tracking und Formschätzung von Objekten für Fahrerassistenzsysteme und das robotische Greifen
Gastinstitut: Toronto Intelligent Systems Lab (Vector Institute for Artificial Intelligence), University of Toronto - Kanada

 

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